Dienstag, 20. September 2005
aus der Alltäglichkeit
...ein Auftrag geht (ist) zu Ende und der nächste steht in 10 Tagen an.

Der erhoffte Unterschied zwischen den Arbeiten wird leider wieder nicht eintreten. Voller Hoffnung rechnet man Umsätze, Kosten, Ausgaben, Einnahmen, erstellt Listen und Tabellen im Excel und zögert das Ergebnis hinaus. Stundenlang werden alle Zahlen nochmals kontrolliert, man ist froh einen Centfehler gefunden zu haben und im nächsten Augeblick wird klar das dieser Fehler hinter dem Komma keine wesentliche Wirkung zeigt. Das Ergebnis wird präsentiert und die Schlussfolgerung wird in einem kurzen Satz formuliert. Sie sind am Ende der Möglichkeiten angelangt. Es ist nur eine Feststellung. Wörter die einen Traum, ein Lebens- oder sogar Generationenwerk zerstören.

Vor zwei Jahren hat man noch genauer hingesehnen warum so was passieren kann und irgendwie hat sich immer ein "Schuldiger" herausgestellt, meistens nur für eine Erklärung. Klar gab es welche die alles Erwirtschaftete beiseite geschafft haben und bewusst in die Richtung des Auflösens gegangen sind. Heute ist es einfacher, man weiß was einem erwartet setzt den rechnerischen Hebel gleich an die richtige Stelle, kontrolliert kaum mehr eine Kosteneffizienz. Wozu auch, der effiziente Preis ist nicht zu erzielen und der reduzierte deckt die Kosten nicht, teils nicht mal mehr die Miete und den Energieversorger. Die Gehälter für die aufs äusserste reduzierten Mitarbeiter der letzten Monate wurden auf Pump bezahlt in der Hoffung das der eine oder andere Kunde doch wieder ordert oder wenigstens seine Rechnung zahlt. Hier sind nicht irgendwelche GmbH´s oder AG´s oder ähnliches gemeint es sind Personengesellschaften wie der Metzger, der Schreiner, die Boutiqueninhaberin, der Händler oder Klempner und Karosseriewerkstatt. Menschen die über Jahre und Jahrzehnte wöchentlich um die 70 - 80 Stunden damit zugebracht haben zu arbeiten, organisierten, zittern und sich zu freuen. Als die Zeiten schlechter wurden erzählte mir einer, habe ich mich eingeschränkt, eine Woche Urlaub für die Frau und die Kinder in der Türkei „war weiter weg und nicht teuer…“, Später wurde das Haus am Stadtrand - seines Vaters Traum verkauft und die Reserven ins Unternehmen gesteckt. Danach halfen noch Verwandte bis auch Ihnen die Luft ausging. Einzelfälle? Nein, leider nicht.

Nach stundenlangen Gesprächen und teils auch Tränen, Behauptungen das alles nicht so schlimm sein könne, hinterlässt man Menschen die morgen keinen Job mehr haben werden, Menschen die alles in das Unternehmen gesteckt haben und schlechter dran sind als jeder Arbeitslosen II Bezieher, Menschen die in ein zwei Wochen ihren Offenbarungseid schwören werden, ist der Gang durch die Stadt mit den Banktürmen wie ein Schreiten zwischen den unbeweglichen Siegern einer neu mutierten Kriegergeneration. Viele Geschäftsräume stehen leer und sind nicht anderes als dunkle Löcher, als ob sie die Zwischenräume der mächtigen Kathedralen bilden müssten.

Wie sagte ein Kollege „Du bist kein Seelsorger…vergies es und achte darauf deine Rechnung rechtzeitig zu kassieren“

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