Freitag, 19. August 2005
Begegnungen
Der Zentralversammlung der deutschen Rabbiner hat zum Papstbesuch in der Kölner Synagoge die Schofa (שׁוֹפָר) (Widderhorn) blasen lassen. Dieses Horn wird nur zu den großen jüdischen Festen, wie zum Ausklang des Jom Kippur oder Rosch ha-Schanah (Neujahrsfest) geblasen.



Eine große Geste zum ersten Besuch eines deutschen Papstes in einer deutschen Synagoge. Eine entgegenkommende Geste und ein Zeichen von der Bereitschaft eines Dialogs zwischen historisch schwierigen und belasteten Positionen.

Etwas enttäuschend war die Rede von Benedikt 16 nicht nur aus jüdischer Sicht. Enttäuschend, da die Rede, der vom Papst Johannes Paul 2. bei seinem Besuch in Israel sehr ähnlich war und wenig neue Aspekte und Bewegungen in der katholischen Kirche gezeigt hat. Heute, 60 Jahre nach der Ermordung von allein 11.000 Juden in Köln ist das ansprechen der "dunkelsten Zeit deutscher und europäischer Geschichte" sicher sehr wichtig und das Gedenken an die Opfer des Holocaust selbstverständlich. Die katholische Kirche in Deutschland muss aber in Zukunft mehr tun um den Antisemitismus und Rassismus zu unterbinden und Toleranz zu fördern. Zu oft ist es gerade in sehr katholischen Gemeinden das Unverständnis gegenüber ehemaliger Täterschaft und fehlender Bereitschaft zum Dialog zu spüren. Die „Mission Versöhnung“ darf nicht allein in diesem Ansatz stehen bleiben, vielmehr ist zu einem gegenseitigen Verständnis und zur Erinnerung an die Gräuel auch die Arbeit eines jeden Gläubigen nötig. Es geht nicht allein um die gemeinsamen Wurzeln im Glauben, auch das gegenseitige Kennen lernen verhindert den Aufbau von Vorurteilen und Missverständnissen die weiterhin genährt werden. Für die Zukunft kann es nur eine Aufgabe für die Jugend sein, einen gangbaren Weg zur Gemeinsamkeit zwischen Christen und Juden, die über die geschichtlichen Barrieren hinausgeht, zu finden.

Verglichen mit dem 30. deutschen Kirchentag in Hannover steckt die katholische Veranstaltung in Köln noch in den kommunikativen Kinderschuhen wenn es um die Auseinandersetzung mit den deutschen Juden geht. Setzt man sich in der evangelischen Kirche bedeutend und weitgehend mit dem Judentum und den jüdischen Mitbürgern auseinander, hat man im Handeln des Vatikans das Gefühl von Berührungsängsten. Genau diese übertriebene Zurückhaltung ist zwischen den Kulturen und Religionen zu vermeiden.

auszug aus der papstrede (doc, 28 KB)

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