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Dienstag, 8. November 2005
Milchmädchenrechnungen
nicodemus, 23:57h
Wie oft muss man Milchmädchenrechnungen wiederholen, bis diese verstanden werden? Gut, für oftmalige Wiederholungen sprechen die Pisastudien, nun betrifft die Rechnung aber nicht Kinder von Arbeitslosen und Unterprivilegierten, sondern erfahrene Politiker. Von diesen muss angenommen werden, dass sie wissen, was ihr Land aus dem stagnierenden Zustand und damit auch das Volk wieder nach vorne bringt. Aber irgendwie hat noch niemand die Fähigkeiten und die Intelligenz der Politmächte überprüft. Das Ergebnis wäre erschreckend, wenn man die Koalitionsverhandlungen in Berlin betrachtet.
Der Ausgangspunkt für die zukünftige Regierung ist einfach und selbst jedem BILD-Zeitungsleser inzwischen klar. Hohe Arbeitslosigkeit, desolater Bundeshaushalt, fehlende Steuereinnahmen, keine neuen Arbeitplätze in Sicht, keine weiteren Steuereinnahmen, Stagnation bei Löhnen und kein Silberstreif am Horizont. Im Gegenteil, weiterer Stellenabbau bei Telecom, Deutsche Bank und in der gesamten Autoindustrie und das unwürdige Volk hält sich auch noch mit dem Konsum zurück, absolut unverständlich. Dann sitzt auch noch der europäische Stabilitätspakt für 2007 im Nacken.
Nun haben wir von Lösungen und Konsolidierung aus Berlin gehört, die folgendes nach sich ziehen:
a.)weniger Staatsausgaben
bedeutet: weniger staatliche Investitionen – weniger Arbeitsplätze, geringere Sozialausgaben, geringere Rentenzuschüsse usw.
b.)höhere Steuerbelastung
bedeutet: Die, die ein Einkommen haben, werden stärker zur Kasse gebeten, eine Zumutung die sich sehen lässt. Die drei Prozent „Reichensteuer“ sind in dem Loch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein und wer die Möglichkeit hat, verbirgt sein Geld vor dem Fiskus. Eine noch höhere Steuerbelastung würde für 80% der Haushalte nur bedeuten – sparen, was das Zeug hält, um über die Runden zu kommen. Fazit: die Lebenshaltungskosten steigen weiterhin, die geschundene Binnennachfrage sinkt rapide, bis hin zur Depression – weniger Steuereinnahmen!
Bestes Beispiel für die Folgen solchen Handelns sind aus der Vergangenheit sind die Erfahrungen Japans. 1997 war ein leichter Aufschwung zu verzeichnen und die Regierung erhöhte unter anderem die Mehrwertsteuer ohne einen Ausgleich. Die Wirtschaft und der Konsum kippten für weitere sieben Jahre. Auch hier wurde versucht, das Defizit schnellstmöglich zu bereinigen - mit der Erkenntnis eines noch größeren Haushaltslochs.
Reden wir doch mal über die wirtschaftlichen Grundbedingungen Deutschlands aus der momentanen Sicht. Die Lohnstückkosten sind auf dem Niveau von 1995 und weltweit die effizientesten. Seit fünf Jahren sinken die Lohnkosten. Die Gewinne der Konzerne haben im ersten Halbjahr 2005 um 22 Prozent zugelegt. Die Zahl der offenen Stellen ist etwas gestiegen, aber nicht proportional mit den Gewinnen. Auch 2006 werden die Löhne nur geringfügig angehoben (laut Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute); die Selbständigen- und Vermögenseinkommen werden erneut beträchtlich nach oben schnellen weil Aktionäre und Unternehmer kräftig profitieren. Die hier gemeinten Unternehmer sind nicht der kleine Einzelhändler oder der Klempner und Schreiner, sondern Vorstände von Banken, Aktiengesellschaften, Inhaber von Textilketten, Lebensmittelkonzernen usw.
Lösungen? Es gibt welche, aber zu allererst – Schulden kann man nicht nur auf Kosten von noch höherer Belastung der Bürger abbauen, damit steigt die Verschuldung im schlimmsten Fall weiter. Fragen wir uns doch: welches
Unternehmen genießt die Vorteile einer funktionierenden Infrastruktur und trägt volkswirtschaftlich wenig bis nichts dazu bei? Welcher rationalisierte Betrieb oder besser welche produzierende Maschine beteiligt sich an den allgemeinen Kosten? Müssen Firmen mit satten Gewinnen subventioniert werden, damit sie nach erhaltenem Zuschuss Arbeitsplätze (siehe Samsung Berlin) streichen? Muss die Allgemeinheit neue Unternehmensprojekte (Müller-Milch) bezahlen, damit Arbeitsplätze entsorgt werden? Kann und darf die Vergabe von Geldern zur wirtschaftlichen Unterstützung geheim bleiben?
Für Lösungen braucht die Politik einige Mathematikstunden, Mut und Ideen - an allem fehlt es.
Da ist noch so ein Sozialromantiker ;--))
Der Ausgangspunkt für die zukünftige Regierung ist einfach und selbst jedem BILD-Zeitungsleser inzwischen klar. Hohe Arbeitslosigkeit, desolater Bundeshaushalt, fehlende Steuereinnahmen, keine neuen Arbeitplätze in Sicht, keine weiteren Steuereinnahmen, Stagnation bei Löhnen und kein Silberstreif am Horizont. Im Gegenteil, weiterer Stellenabbau bei Telecom, Deutsche Bank und in der gesamten Autoindustrie und das unwürdige Volk hält sich auch noch mit dem Konsum zurück, absolut unverständlich. Dann sitzt auch noch der europäische Stabilitätspakt für 2007 im Nacken.
Nun haben wir von Lösungen und Konsolidierung aus Berlin gehört, die folgendes nach sich ziehen:
a.)weniger Staatsausgaben
bedeutet: weniger staatliche Investitionen – weniger Arbeitsplätze, geringere Sozialausgaben, geringere Rentenzuschüsse usw.
b.)höhere Steuerbelastung
bedeutet: Die, die ein Einkommen haben, werden stärker zur Kasse gebeten, eine Zumutung die sich sehen lässt. Die drei Prozent „Reichensteuer“ sind in dem Loch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein und wer die Möglichkeit hat, verbirgt sein Geld vor dem Fiskus. Eine noch höhere Steuerbelastung würde für 80% der Haushalte nur bedeuten – sparen, was das Zeug hält, um über die Runden zu kommen. Fazit: die Lebenshaltungskosten steigen weiterhin, die geschundene Binnennachfrage sinkt rapide, bis hin zur Depression – weniger Steuereinnahmen!
Bestes Beispiel für die Folgen solchen Handelns sind aus der Vergangenheit sind die Erfahrungen Japans. 1997 war ein leichter Aufschwung zu verzeichnen und die Regierung erhöhte unter anderem die Mehrwertsteuer ohne einen Ausgleich. Die Wirtschaft und der Konsum kippten für weitere sieben Jahre. Auch hier wurde versucht, das Defizit schnellstmöglich zu bereinigen - mit der Erkenntnis eines noch größeren Haushaltslochs.
Reden wir doch mal über die wirtschaftlichen Grundbedingungen Deutschlands aus der momentanen Sicht. Die Lohnstückkosten sind auf dem Niveau von 1995 und weltweit die effizientesten. Seit fünf Jahren sinken die Lohnkosten. Die Gewinne der Konzerne haben im ersten Halbjahr 2005 um 22 Prozent zugelegt. Die Zahl der offenen Stellen ist etwas gestiegen, aber nicht proportional mit den Gewinnen. Auch 2006 werden die Löhne nur geringfügig angehoben (laut Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute); die Selbständigen- und Vermögenseinkommen werden erneut beträchtlich nach oben schnellen weil Aktionäre und Unternehmer kräftig profitieren. Die hier gemeinten Unternehmer sind nicht der kleine Einzelhändler oder der Klempner und Schreiner, sondern Vorstände von Banken, Aktiengesellschaften, Inhaber von Textilketten, Lebensmittelkonzernen usw.
Lösungen? Es gibt welche, aber zu allererst – Schulden kann man nicht nur auf Kosten von noch höherer Belastung der Bürger abbauen, damit steigt die Verschuldung im schlimmsten Fall weiter. Fragen wir uns doch: welches
Unternehmen genießt die Vorteile einer funktionierenden Infrastruktur und trägt volkswirtschaftlich wenig bis nichts dazu bei? Welcher rationalisierte Betrieb oder besser welche produzierende Maschine beteiligt sich an den allgemeinen Kosten? Müssen Firmen mit satten Gewinnen subventioniert werden, damit sie nach erhaltenem Zuschuss Arbeitsplätze (siehe Samsung Berlin) streichen? Muss die Allgemeinheit neue Unternehmensprojekte (Müller-Milch) bezahlen, damit Arbeitsplätze entsorgt werden? Kann und darf die Vergabe von Geldern zur wirtschaftlichen Unterstützung geheim bleiben?
Für Lösungen braucht die Politik einige Mathematikstunden, Mut und Ideen - an allem fehlt es.
Da ist noch so ein Sozialromantiker ;--))
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Samstag, 29. Oktober 2005
Österreichs Identität
nicodemus, 00:18h
Land der Berge, Land der Dome, Land am Strome….
Am 26. Oktober 1955 hat Österreich den Staatsvertrag mit den Siegermächten abgeschlossen und die zweite Republik wurde ausgerufen und per Verfassung für neutral erklärt. Nach österreichischer Erklärungslage wurde es zehn Jahre zuvor von den Alliierten aus den Fängen ihres Landsmannes, dem verhinderten Kunststudenten und späteren Massenmörder Hitler befreit. Zu leicht wurde vergessen, dass die Schlagbäume an den Grenzen geöffnet wurden, noch bevor die Rede von einem Einmarsch war. Gut, man hätte immer noch behaupten können, es geschah zum Schutz von Gut und Volk, die Wahrheit ist es nicht. Wie sonst hätten sich Hunderttausende auf dem Heldenplatz zur Huldigung ihres Führers versammelt und gleichzeitig die Hand in Demut hochgerissen. „Herr Karl“ und „Der Bockerer“ zeigen die Begeisterung die herrschte, zwar in Szene und zeitversetzt, so dennoch realistisch. Um die 37% der Bewohner waren Mitglieder der NSDAP, weit mehr als sonst wo im 1000-jährigen Deutschen Reich.
Dennoch, jedes Volk lernt aus seiner Geschichte. Selbst wenn bis in die Siebziger in manchen Bundesländern der Alpenrepublik die gelehrte Historie mit 1930 am Schuljahresende abgebrochen wurde und im folgenden Jahr - wen wundert´s - mit 1945 wieder begann. Die alten Nazis wurden in den einzelnen Parteien untergebracht und stillgehalten. Selten brach jemand in die Öffentlichkeit aus, wie der Parteiobmann der FPÖ Peter oder der unglückliche, alles vergessende, ehemalige UNO-Generalsekretär und spätere Bundespräsident Kurt Waldheim. Vergangenheitsbewältigung ist nicht die Stärke des Alpenlandes, jedes Mal, wenn es zu nahe an das Gerede von Mitverschulden von Millionen Toten kam, wurde die Protesthaltung gegen die Nestbeschmutzer unerbittlich. Hat es sich geändert? Halten wir es einfach mit der Mentalität – nicht in einer breiten Diskussion alle betreffend hat sich die Haltung gewandelt, vielmehr in kleinen und leisen Schritten ist wenigstens die Jugend bereit, die wirkliche Rolle des Landes anzuerkennen. Das ist die positive Seite. Andererseits werden immer noch mit Ausländerfeindlichkeit und tief sitzenden Ängsten - neben Polit-Populismus - bei den Wahlen Stimmen gefangen und auch Mehrheiten erreicht, bedenkt man Haiders Kampagnen gegen alles Fremde und seine positiven Aussagen zu SS und Wehrmacht, die später als Ausrutscher gedeutet wurden. Es ist nicht fair, diese Vorgangsweise Österreich allein zu zuschreiben, auch in anderen Ländern Europas wurden so Landtagswahlen gewonnen (siehe Hessen). Von Haiders Anfangszeiten bis heute hat sich im Bewusstsein der Menschen doch einiges geändert, wie die ÖVP vor kurzem schmerzlich erfahren musste mit ihrer ablehnenden Haltung, die Türkei als Vollmitglied der EU in ferner Zukunft zu akzeptieren.
Kaum ein Volk das kontroverser handelt, indem es die Nazi-Vergangenheit verschleiert und Völkern wie den Ungarn in den Fünfzigern und den Polen Anfang der Achtziger die Grenzen öffnet und so einen kleinen Teil derer vor dem Kommunismus und dem Jaruselsky-Kriegsrecht bewahrt. Kreisky hat mit diplomatischem Geschick die ausreisewilligen oder abgeschobenen Juden aus der Sowjetunion und anderen Oststaaten in Österreich zwischen-beheimatet bevor sie weiterreisten nach Israel, Kanada oder in die USA. Zwar geriet durch die Freundschaft mit Arafat diese Aktion in Verruf, das mindert den guten Willen jedoch nicht.
Der Schauplatz für den Film „der dritte Mann“ war Wien - und nicht nur in cinematographischer Aufarbeitung. Diese Stadt aus einem Zuckerguss war während des kalten Krieges der Dreh- und Angelpunkt für Spione, zwielichtige Diplomaten und Berater beider Seiten – neutral genug um ruhige Verhandlungen führen und Verträge ausarbeiten zu können. Viele Krisen wurden hier im Stillen beigelegt, ebenso wie feindliche Informationen ausgetauscht.
„Österreich das bessere Deutschland!“ titulierte die FAZ an einem Sonntag vor den diesjährigen Wahlen das wirtschaftliche Bild des Landes. So ganz stimmt das nicht, ebenso wie der Rest Europas kämpft man hier gegen Arbeitslosigkeit und leere Staatssäckel. Ob der Beitritt Österreichs zu EU die Alpenrepublik verändert hat, ist nicht einfach zu beantworten. Geblieben ist das zwiespältige Verhältnis zu den „Piefkes“. Einerseits wirtschaftlich und touristisch von den Deutschen abhängig, andererseits immer auf der Suche danach, besser als der große Nachbar zu sein – das treibt zuweilen eigenartige Blüten, bestens aufgearbeitet und präsentiert in der „Piefke Saga“. Fast lässt sich in dieser Haltung Deutschland gegenüber eine wehmütige Erinnerung an die kaiserliche Großmacht erkennen. Das Überbleibsel von 1918 ist nicht mal mehr eine einheitliche Rumpfgeschichte. Zusammen gewürfelt aus Alemannen, Bajuwaren, Tirolern und den aus den verschiedenen Teilen der ehemaligen Monarchie stammenden Wienern gab es keine Identität. Das vor 1914 bestehende Selbstbewusstsein wich einer neu aufzuarbeitenden Selbstfindung. Die erste Republik, aus den Ständen zusammengestellt, erwies sich nicht als eine Kraft der Vereinigung. Eine Identität war nicht im Österreicher sein zu finden, eher in gesellschaftlichem Stand und politischer Richtung.
Nach 1955 hat der von Wien ausgehende diskrete und doch vorhandene Zentralismus die Selbstfindung erschwert und gleichzeitig auf einer indirekten Ebene gefördert. Fragte man in den 80igern einen Kärntner, Steirer oder Vorarlberger als was er sich sehe, so nannte dieser zuerst sein Bundesland. Eine gesamtösterreichische Identität ist inzwischen auch nach außen hin zu finden, im Inneren bleiben Selbstbewusstsein und Stärke auf ein Bundesland bezogen. Anders ist ein Halten des Populisten Haider in Kärnten als Landespatron nicht erklärbar, selbst wenn die Einwohner sehr deutschnational eingestellt sind und mit viel Nachdruck und Repressalien die Letzten der slowenischsprachigen Minderheit eingedeutscht wurden.
Wirtschaftlich liegt das Land heute nicht schlecht im europäischen Vergleich. Anders als der große Nachbar und heimliche Konkurrent Deutschland, dessen Tun sowohl politisch als auch wirtschaftlich sehr genau beobachtet wird, ist in Österreich kein Wirtschaftszweig vordergründig präsent. Mit einer Bandbreite aus Landschaftspflegern und Hightech-Unternehmen, vom hochwertigen Dienstleistungssektor bis zu den kontrollierten Milupa-beliefernden Biobauern und einem, in den letzten Jahrzehnten auf Städte und Skigebiete konzentrierten Tourismus, geht es der Republik ganz gut. Der ehemals so verhasste und verschriene Beamtenstaat mit den noch kaiserlichen Identitätsstrukturen hat sich nach der Aufnahme in die EU zu einem effizienten und schnellen Dienstleister entwickelt. Jeder Bürgermeister ist bemüht, Unternehmen die sich in seiner Gemeinde ansiedeln möchten, nicht nur mit dem berühmten österreichischen Charme zu bezirzen, sondern auch wirkliche Hilfe in Form von schnellen Erledigungen der behördlichen Genehmigungen zu bieten. Immerhin stehen in Österreich gut ausgebildete Arbeitskräfte mit etwas geringeren Lohnnebenkosten und hoher Produktivität zu Verfügung. Für einen Job wird schon mal mehr getan als die Sozialpartner aus Arbeitgeber, Gewerkschaft und Staat vorschreiben. Gerade diese einmalige Zusammensetzung aus kontrastierenden Interessen ist der Garant für sozialen und politischen Frieden.
Von außen wird Österreich meist falsch eingeschätzt. Es ist nicht die Spannbreite zwischen Wiener Schnitzel und Tirolerhut, Sachertorte und Opernball, oder dem Altausseerer Trachtenverein und den pfundigen Salzburger Skigebieten. Das Land hat eine über Jahrhunderte gewachsene Kultur von Theater, Literatur, Kunst und Musik. Mozart, Strauss und Grillparzer, Musil, Nestroy und Bachmann und noch viele mehr haben das Land und den gesamten deutschsprachigen Raum geprägt. Kein anderes Land hat so viele Kritiker in den eigenen Reihen ertragen und gefördert - denkt man nur an Thomas Bernhard der seinen täglichen „Kleinen Braunen“ im Café „Bräuner Hof“ in der Wiener Innenstadt zu sich nahm und seine Manuskripte über die „…verabscheuungswürdige Gesellschaftsschicht der Neureichen und Pseudo- Intellektuellen“ verfasste. Nach Bernhard wuchs eine neue Generation von Kritikern am Staat und der Gesellschaft und wenn man die Feme genauer betrachtet, versteht sich die Arbeit Sigmund Freuds von selbst.
Die Mentalität ist vielleicht nicht immer leicht zu verstehen und bisweilen der unnötige Schlagobers auf den weiten Gipfeln anstelle der Gletscher, aber es sind Menschen, die trotz offensichtlicher Widersprüche und Verschiedenheiten inzwischen eine Gemeinsamkeit haben - den Stolz, Österreicher zu sein und das inmitten - oder alpenländisch – das Herz Europas.
Am 26. Oktober 1955 hat Österreich den Staatsvertrag mit den Siegermächten abgeschlossen und die zweite Republik wurde ausgerufen und per Verfassung für neutral erklärt. Nach österreichischer Erklärungslage wurde es zehn Jahre zuvor von den Alliierten aus den Fängen ihres Landsmannes, dem verhinderten Kunststudenten und späteren Massenmörder Hitler befreit. Zu leicht wurde vergessen, dass die Schlagbäume an den Grenzen geöffnet wurden, noch bevor die Rede von einem Einmarsch war. Gut, man hätte immer noch behaupten können, es geschah zum Schutz von Gut und Volk, die Wahrheit ist es nicht. Wie sonst hätten sich Hunderttausende auf dem Heldenplatz zur Huldigung ihres Führers versammelt und gleichzeitig die Hand in Demut hochgerissen. „Herr Karl“ und „Der Bockerer“ zeigen die Begeisterung die herrschte, zwar in Szene und zeitversetzt, so dennoch realistisch. Um die 37% der Bewohner waren Mitglieder der NSDAP, weit mehr als sonst wo im 1000-jährigen Deutschen Reich.
Dennoch, jedes Volk lernt aus seiner Geschichte. Selbst wenn bis in die Siebziger in manchen Bundesländern der Alpenrepublik die gelehrte Historie mit 1930 am Schuljahresende abgebrochen wurde und im folgenden Jahr - wen wundert´s - mit 1945 wieder begann. Die alten Nazis wurden in den einzelnen Parteien untergebracht und stillgehalten. Selten brach jemand in die Öffentlichkeit aus, wie der Parteiobmann der FPÖ Peter oder der unglückliche, alles vergessende, ehemalige UNO-Generalsekretär und spätere Bundespräsident Kurt Waldheim. Vergangenheitsbewältigung ist nicht die Stärke des Alpenlandes, jedes Mal, wenn es zu nahe an das Gerede von Mitverschulden von Millionen Toten kam, wurde die Protesthaltung gegen die Nestbeschmutzer unerbittlich. Hat es sich geändert? Halten wir es einfach mit der Mentalität – nicht in einer breiten Diskussion alle betreffend hat sich die Haltung gewandelt, vielmehr in kleinen und leisen Schritten ist wenigstens die Jugend bereit, die wirkliche Rolle des Landes anzuerkennen. Das ist die positive Seite. Andererseits werden immer noch mit Ausländerfeindlichkeit und tief sitzenden Ängsten - neben Polit-Populismus - bei den Wahlen Stimmen gefangen und auch Mehrheiten erreicht, bedenkt man Haiders Kampagnen gegen alles Fremde und seine positiven Aussagen zu SS und Wehrmacht, die später als Ausrutscher gedeutet wurden. Es ist nicht fair, diese Vorgangsweise Österreich allein zu zuschreiben, auch in anderen Ländern Europas wurden so Landtagswahlen gewonnen (siehe Hessen). Von Haiders Anfangszeiten bis heute hat sich im Bewusstsein der Menschen doch einiges geändert, wie die ÖVP vor kurzem schmerzlich erfahren musste mit ihrer ablehnenden Haltung, die Türkei als Vollmitglied der EU in ferner Zukunft zu akzeptieren.
Kaum ein Volk das kontroverser handelt, indem es die Nazi-Vergangenheit verschleiert und Völkern wie den Ungarn in den Fünfzigern und den Polen Anfang der Achtziger die Grenzen öffnet und so einen kleinen Teil derer vor dem Kommunismus und dem Jaruselsky-Kriegsrecht bewahrt. Kreisky hat mit diplomatischem Geschick die ausreisewilligen oder abgeschobenen Juden aus der Sowjetunion und anderen Oststaaten in Österreich zwischen-beheimatet bevor sie weiterreisten nach Israel, Kanada oder in die USA. Zwar geriet durch die Freundschaft mit Arafat diese Aktion in Verruf, das mindert den guten Willen jedoch nicht.
Der Schauplatz für den Film „der dritte Mann“ war Wien - und nicht nur in cinematographischer Aufarbeitung. Diese Stadt aus einem Zuckerguss war während des kalten Krieges der Dreh- und Angelpunkt für Spione, zwielichtige Diplomaten und Berater beider Seiten – neutral genug um ruhige Verhandlungen führen und Verträge ausarbeiten zu können. Viele Krisen wurden hier im Stillen beigelegt, ebenso wie feindliche Informationen ausgetauscht.
„Österreich das bessere Deutschland!“ titulierte die FAZ an einem Sonntag vor den diesjährigen Wahlen das wirtschaftliche Bild des Landes. So ganz stimmt das nicht, ebenso wie der Rest Europas kämpft man hier gegen Arbeitslosigkeit und leere Staatssäckel. Ob der Beitritt Österreichs zu EU die Alpenrepublik verändert hat, ist nicht einfach zu beantworten. Geblieben ist das zwiespältige Verhältnis zu den „Piefkes“. Einerseits wirtschaftlich und touristisch von den Deutschen abhängig, andererseits immer auf der Suche danach, besser als der große Nachbar zu sein – das treibt zuweilen eigenartige Blüten, bestens aufgearbeitet und präsentiert in der „Piefke Saga“. Fast lässt sich in dieser Haltung Deutschland gegenüber eine wehmütige Erinnerung an die kaiserliche Großmacht erkennen. Das Überbleibsel von 1918 ist nicht mal mehr eine einheitliche Rumpfgeschichte. Zusammen gewürfelt aus Alemannen, Bajuwaren, Tirolern und den aus den verschiedenen Teilen der ehemaligen Monarchie stammenden Wienern gab es keine Identität. Das vor 1914 bestehende Selbstbewusstsein wich einer neu aufzuarbeitenden Selbstfindung. Die erste Republik, aus den Ständen zusammengestellt, erwies sich nicht als eine Kraft der Vereinigung. Eine Identität war nicht im Österreicher sein zu finden, eher in gesellschaftlichem Stand und politischer Richtung.
Nach 1955 hat der von Wien ausgehende diskrete und doch vorhandene Zentralismus die Selbstfindung erschwert und gleichzeitig auf einer indirekten Ebene gefördert. Fragte man in den 80igern einen Kärntner, Steirer oder Vorarlberger als was er sich sehe, so nannte dieser zuerst sein Bundesland. Eine gesamtösterreichische Identität ist inzwischen auch nach außen hin zu finden, im Inneren bleiben Selbstbewusstsein und Stärke auf ein Bundesland bezogen. Anders ist ein Halten des Populisten Haider in Kärnten als Landespatron nicht erklärbar, selbst wenn die Einwohner sehr deutschnational eingestellt sind und mit viel Nachdruck und Repressalien die Letzten der slowenischsprachigen Minderheit eingedeutscht wurden.
Wirtschaftlich liegt das Land heute nicht schlecht im europäischen Vergleich. Anders als der große Nachbar und heimliche Konkurrent Deutschland, dessen Tun sowohl politisch als auch wirtschaftlich sehr genau beobachtet wird, ist in Österreich kein Wirtschaftszweig vordergründig präsent. Mit einer Bandbreite aus Landschaftspflegern und Hightech-Unternehmen, vom hochwertigen Dienstleistungssektor bis zu den kontrollierten Milupa-beliefernden Biobauern und einem, in den letzten Jahrzehnten auf Städte und Skigebiete konzentrierten Tourismus, geht es der Republik ganz gut. Der ehemals so verhasste und verschriene Beamtenstaat mit den noch kaiserlichen Identitätsstrukturen hat sich nach der Aufnahme in die EU zu einem effizienten und schnellen Dienstleister entwickelt. Jeder Bürgermeister ist bemüht, Unternehmen die sich in seiner Gemeinde ansiedeln möchten, nicht nur mit dem berühmten österreichischen Charme zu bezirzen, sondern auch wirkliche Hilfe in Form von schnellen Erledigungen der behördlichen Genehmigungen zu bieten. Immerhin stehen in Österreich gut ausgebildete Arbeitskräfte mit etwas geringeren Lohnnebenkosten und hoher Produktivität zu Verfügung. Für einen Job wird schon mal mehr getan als die Sozialpartner aus Arbeitgeber, Gewerkschaft und Staat vorschreiben. Gerade diese einmalige Zusammensetzung aus kontrastierenden Interessen ist der Garant für sozialen und politischen Frieden.
Von außen wird Österreich meist falsch eingeschätzt. Es ist nicht die Spannbreite zwischen Wiener Schnitzel und Tirolerhut, Sachertorte und Opernball, oder dem Altausseerer Trachtenverein und den pfundigen Salzburger Skigebieten. Das Land hat eine über Jahrhunderte gewachsene Kultur von Theater, Literatur, Kunst und Musik. Mozart, Strauss und Grillparzer, Musil, Nestroy und Bachmann und noch viele mehr haben das Land und den gesamten deutschsprachigen Raum geprägt. Kein anderes Land hat so viele Kritiker in den eigenen Reihen ertragen und gefördert - denkt man nur an Thomas Bernhard der seinen täglichen „Kleinen Braunen“ im Café „Bräuner Hof“ in der Wiener Innenstadt zu sich nahm und seine Manuskripte über die „…verabscheuungswürdige Gesellschaftsschicht der Neureichen und Pseudo- Intellektuellen“ verfasste. Nach Bernhard wuchs eine neue Generation von Kritikern am Staat und der Gesellschaft und wenn man die Feme genauer betrachtet, versteht sich die Arbeit Sigmund Freuds von selbst.
Die Mentalität ist vielleicht nicht immer leicht zu verstehen und bisweilen der unnötige Schlagobers auf den weiten Gipfeln anstelle der Gletscher, aber es sind Menschen, die trotz offensichtlicher Widersprüche und Verschiedenheiten inzwischen eine Gemeinsamkeit haben - den Stolz, Österreicher zu sein und das inmitten - oder alpenländisch – das Herz Europas.
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Mittwoch, 26. Oktober 2005
Naturkatastrophen und Auswirkungen
nicodemus, 09:59h
Islamistische Extremisten wie der zweite Mann in der Kaida, Ayman az-Zawahiri habe ihre Not mit der internationalen Hilfe. Der Klartext, des am Sonntag ausgestrahlten Videos beim Sender al-Jazira, bedeutet wohl das Amerika und der Westen dabei sind, mit ihrer Hilfe für die Erdbebenopfer im Bezirk von Mansehra, Sympathien bei der lokalen Bevölkerung zu gewinnen. Das bringt natürlich die Kaida in Schwierigkeiten wenn die Zahl der Pakistani, die durch Unwissenheit der Hetzkampanie folgten und die Westler als Egoistische, den Islam ausbeutende Monster ansahen. Durch die Hilfe und den direkten Kontakt mit amerikanischen und europäischen Hilfsorganisationen verändert sich das Bild in der Bevölkerung drastisch.
Ayman az-Zawahiri rief alle Muslime zur Hilfe für die betroffenen Gebiete auf. Man kann ihm nicht unterstellen dass er sich nicht mit großem humanitärem Einsatz seiner Glaubensbrüder annimmt. Einige der rekrutierten Helfer haben Spitäler, Flüchtlingsunterkünfte und Nahrungsmittelzentren eingerichtet Ein guter Grund sowenig internationale Hilfe wie möglich in die gebirgige Gegend eindringen zu lassen sind die versteckten Waffenarsenale der Al Kaida anhägenden Unterorganisationen von Extremisten. Ein deutscher Helfer traf nach eigenen Angaben auf einen Lastwagenkonvoi der im Verkehrsgewühl auf einer Brücke im Kunhar-Tal stecken geblieben war und anstelle von Hilfsgütern Waffen geladen hat um diese unentdeckt aus dem betroffenen Gegenden zu bringen.
Auch der pakistanische Präsident Musharrafs steckt in einen Dilemma. Die dringend benötigte Öffnung der Grenze zu Indien in Kaschmir bringt ihn nicht nur international unter Druck. Im eigenen Land werden Stimmen der Wut und Enttäuschung laut. Dringend notwendig ist dieser Schritt um Hilfsgüter schneller zu den Opfern zu bringen. Musharrafs befürchtet, dass eine Öffnung der Grenze auf beiden Seiten eine Verbrüderung auslöst, welche der staatlichen Kontrolle entgleiten könnte. Dehli macht sich die Schwäche Islamabads für weitere Goodwill-Offensiven zunutze und wies die Arme an entlang der Waffenstillstandslinie nach Übergangspunkten zu suchen um die Pakistanis eventuell durch eine Potonbrücke medizinisch auf indischer Seite zu versorgen und nach der Behandlung wieder zurück zu schicken.
Die Militärregierung in Islamabad wir es schwer haben die Scharmützel gegen Indien weiterhin zu rechtfertigen. Die ersten Berichte in den Zeitungen mahnen eine Verschiebung des Ankaufs amerikanischer Überschalljäger an. Nach machiavellischem Plan muss der Konflikt nach außen geschürt werden um die (Macht) Probleme im Inneren zu verschleiern.
Ayman az-Zawahiri rief alle Muslime zur Hilfe für die betroffenen Gebiete auf. Man kann ihm nicht unterstellen dass er sich nicht mit großem humanitärem Einsatz seiner Glaubensbrüder annimmt. Einige der rekrutierten Helfer haben Spitäler, Flüchtlingsunterkünfte und Nahrungsmittelzentren eingerichtet Ein guter Grund sowenig internationale Hilfe wie möglich in die gebirgige Gegend eindringen zu lassen sind die versteckten Waffenarsenale der Al Kaida anhägenden Unterorganisationen von Extremisten. Ein deutscher Helfer traf nach eigenen Angaben auf einen Lastwagenkonvoi der im Verkehrsgewühl auf einer Brücke im Kunhar-Tal stecken geblieben war und anstelle von Hilfsgütern Waffen geladen hat um diese unentdeckt aus dem betroffenen Gegenden zu bringen.
Auch der pakistanische Präsident Musharrafs steckt in einen Dilemma. Die dringend benötigte Öffnung der Grenze zu Indien in Kaschmir bringt ihn nicht nur international unter Druck. Im eigenen Land werden Stimmen der Wut und Enttäuschung laut. Dringend notwendig ist dieser Schritt um Hilfsgüter schneller zu den Opfern zu bringen. Musharrafs befürchtet, dass eine Öffnung der Grenze auf beiden Seiten eine Verbrüderung auslöst, welche der staatlichen Kontrolle entgleiten könnte. Dehli macht sich die Schwäche Islamabads für weitere Goodwill-Offensiven zunutze und wies die Arme an entlang der Waffenstillstandslinie nach Übergangspunkten zu suchen um die Pakistanis eventuell durch eine Potonbrücke medizinisch auf indischer Seite zu versorgen und nach der Behandlung wieder zurück zu schicken.
Die Militärregierung in Islamabad wir es schwer haben die Scharmützel gegen Indien weiterhin zu rechtfertigen. Die ersten Berichte in den Zeitungen mahnen eine Verschiebung des Ankaufs amerikanischer Überschalljäger an. Nach machiavellischem Plan muss der Konflikt nach außen geschürt werden um die (Macht) Probleme im Inneren zu verschleiern.
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Arithmetik der Kriege
nicodemus, 09:55h
Kanada, Schweden, Norwegen, Schweiz und Großbritannien finanzierten die an der Unversity of British Columbia in Vancouver durch geführte Studie mit dem Titel „Menschliche Sicherheit“ über bewaffnete Konflikte, Völkermord und Menschenrechtsverletzungen. Demnach sind seit dem Ende des kalten Krieges die kriegerischen Auseinandersetzungen rückläufig. Im Gegensatz zu den großen Konflikten in den Fünfzigern, sechziger und siebziger Jahre sind in den letzten dreißig Jahren die Kriege eher „klein“. Starben 1950 pro bewaffneter Auseinandersetzung noch durchschnittlich 37.000 Menschen, so waren es vor drei Jahren ca. 600. Seit 1992 gingen die Konflikte um 40 Prozent zurück. Die tödlichsten unter ihnen mit mehr als 1000 Toten sind um 80 Prozent rückläufig. Die internationalen Krisen, die zu Kriegsentwicklung führten sanken zwischen 1981 und 2001 um 70 Prozent. Um 80 Prozent vermindert wurden ethnische Säuberungen und Massenmorde aus politischen Gründen, trotz des Genozids in Rwanda 1994 und Srebrenica 1997.
Der Krieg in Irak ist eine Ausnahme. Der 2003 begonnene Konflikt war schnell vorbei und hat eine relativ geringe Opferzahl zu verzeichnen. In der darauf folgenden und noch anhaltenden Welle der Gewalt, seinerzeit durch Husseins Anhänger und heute durch den „Bürgerkrieg“ sind inzwischen Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen.
Weltweit sind im Moment 60 Kriege zu verzeichnen, darunter die anhaltende Gewalt im Irak und in der westsudanesischen Provinz Darfur. Der internationale Terrorismus hat in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt weniger als tausend Opfer per Anno zu verzeichnen.
Einerseits hat die UNO einen bedeutsamen Beitrag zur Konfliktbeseitigung beigetragen und andererseits wird aus wirtschaftlichen und handelpolitischen Gründen auf Eskalationen zwischen den einzelnen „kleineren“ Konfliktparteien verzichtet. Am gefährdeten sind allerdings die armen Staaten wie zum Beispiel die abgespaltenen Länder der ehemaligen Sowjetunion. Einige dieser Staaten sind weder strategisch noch energiepolitisch interessant und die internationalen Bemühungen zu Verhinderung von bewaffneten Auseinandersetzungen sind sehr gering. Die Gefahr von Kriegen bleibt weiterhin bestehen betont Andrew Mack, Leiter der Studie, die eine Zeit von drei Jahren in Anspruch nahm.
Quellen: ap New yYork, Unversity of British Columbia in Vancouver
Der Krieg in Irak ist eine Ausnahme. Der 2003 begonnene Konflikt war schnell vorbei und hat eine relativ geringe Opferzahl zu verzeichnen. In der darauf folgenden und noch anhaltenden Welle der Gewalt, seinerzeit durch Husseins Anhänger und heute durch den „Bürgerkrieg“ sind inzwischen Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen.
Weltweit sind im Moment 60 Kriege zu verzeichnen, darunter die anhaltende Gewalt im Irak und in der westsudanesischen Provinz Darfur. Der internationale Terrorismus hat in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt weniger als tausend Opfer per Anno zu verzeichnen.
Einerseits hat die UNO einen bedeutsamen Beitrag zur Konfliktbeseitigung beigetragen und andererseits wird aus wirtschaftlichen und handelpolitischen Gründen auf Eskalationen zwischen den einzelnen „kleineren“ Konfliktparteien verzichtet. Am gefährdeten sind allerdings die armen Staaten wie zum Beispiel die abgespaltenen Länder der ehemaligen Sowjetunion. Einige dieser Staaten sind weder strategisch noch energiepolitisch interessant und die internationalen Bemühungen zu Verhinderung von bewaffneten Auseinandersetzungen sind sehr gering. Die Gefahr von Kriegen bleibt weiterhin bestehen betont Andrew Mack, Leiter der Studie, die eine Zeit von drei Jahren in Anspruch nahm.
Quellen: ap New yYork, Unversity of British Columbia in Vancouver
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Montag, 24. Oktober 2005
Buchmesse 2005
nicodemus, 01:29h
hat ihre Tore geschlossen.
Zwei Tage Buchmesse und man schleppt sich träge und überfordert vom Messegelände, ist heilfroh draußen zu sein und einer der Vielen mit einer „Langenscheidt“ Tasche über der Schulter. Hunderttausend neue Titel, hunderttausend Menschen, manche wichtig, viele tun so als ob, lächelnde Verleger, ernste Autoren und alle wissend und kulturell bedeutsam. Nach einem halben Tag vergisst du die hunderten Buchbesprechungen im Vorfeld und lässt dich treiben von einer Halle in die nächste. Der Spiegel, Focus, die Zeit, Taz, Frankfurter Allgemeine haben wichtige Leute eingeladen zu Podiumsdiskussionen. Das Publikum bleibt kurz stehen, hört den Vortragenden zu, entdeckt einen Gang weiter dass es irgendwie interessanter ist und verschwindet wieder. Bei den Massen die sich durch die Gänge wälzen ist man gezwungen jede Pisastudie als Hohn an der Nation abzuwerten und Deutschland als das Land der Leser und Denker zu titulieren. Genauer darf das Geschehen allerdings nicht betrachtet werden. Die meisten Besucher bleiben bei den Kochbüchern und Softpornoverlegern, sowie bei dem Geschenke verteilenden Ausstellern stehen und schlagen sich beinahe darum in den Büchern leicht bis gar nicht bekleidete Mädels und Jungs mit den Augen aufzusaugen. Andere, vorwiegend Frauen um die dreißig bis - na Ja - sagen wir älter haben Maggi und Knorr satt. In ihren Blicken entfacht ein Feuer wie Tim Melzers Chilieintopf oder die scharfpikante Dr. Oetker Gemüsesuppe.
Anstelle vom Klugem und der hundertsten Wiederholung irgendwelches geistigen Höhenflugs der Autoren und Verleger - einige, hoffentlich nicht so typische Bilder
Korea war dieses Jahr Gastland der Buchmesse.
Als Attraktion bot das Land die Einführung in die jahrtausende alte koreanische Buchdruckkunst.
Zwei Tage Buchmesse und man schleppt sich träge und überfordert vom Messegelände, ist heilfroh draußen zu sein und einer der Vielen mit einer „Langenscheidt“ Tasche über der Schulter. Hunderttausend neue Titel, hunderttausend Menschen, manche wichtig, viele tun so als ob, lächelnde Verleger, ernste Autoren und alle wissend und kulturell bedeutsam. Nach einem halben Tag vergisst du die hunderten Buchbesprechungen im Vorfeld und lässt dich treiben von einer Halle in die nächste. Der Spiegel, Focus, die Zeit, Taz, Frankfurter Allgemeine haben wichtige Leute eingeladen zu Podiumsdiskussionen. Das Publikum bleibt kurz stehen, hört den Vortragenden zu, entdeckt einen Gang weiter dass es irgendwie interessanter ist und verschwindet wieder. Bei den Massen die sich durch die Gänge wälzen ist man gezwungen jede Pisastudie als Hohn an der Nation abzuwerten und Deutschland als das Land der Leser und Denker zu titulieren. Genauer darf das Geschehen allerdings nicht betrachtet werden. Die meisten Besucher bleiben bei den Kochbüchern und Softpornoverlegern, sowie bei dem Geschenke verteilenden Ausstellern stehen und schlagen sich beinahe darum in den Büchern leicht bis gar nicht bekleidete Mädels und Jungs mit den Augen aufzusaugen. Andere, vorwiegend Frauen um die dreißig bis - na Ja - sagen wir älter haben Maggi und Knorr satt. In ihren Blicken entfacht ein Feuer wie Tim Melzers Chilieintopf oder die scharfpikante Dr. Oetker Gemüsesuppe.
Anstelle vom Klugem und der hundertsten Wiederholung irgendwelches geistigen Höhenflugs der Autoren und Verleger - einige, hoffentlich nicht so typische Bilder
Korea war dieses Jahr Gastland der Buchmesse.
Als Attraktion bot das Land die Einführung in die jahrtausende alte koreanische Buchdruckkunst.
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Sonntag, 9. Oktober 2005
Blogger gegen Zensur
nicodemus, 23:27h
Jeden Morgen, als erste Tat des Tages schaltet Wang Xiaoshan seinen Computer an und sieht auf seinem Blog nach wer die Site besucht hat, wer ein Kommentar verfasst hat und wer den Text gelobt oder kritisiert hat. Wang lebt in einer kleinen Dreizimmerwohnung im Süden von Peking und ist leitender Kulturredakteur bei der „Neuen Pekinger Zeitung“. Am Abend zuvor hat er einen Artikel über eine Professorin, die in einem Bauerndorf versucht hat eine demokratische Bürgermeisterwahl zu organisieren ins Web gestellt. Die Frau wurde von der Polizei aus dem Dorf geprügelt. Den Artikel hat er für die Zeitung verfasst und sollte veröffentlicht werden. Sein Chefredakteur hat ihn am Abend zuvor angewiesen den Artikel raus zunehmen – auf Anweisung der Propagandaabteilung der Partei, entschuldigt sich sein Chef. Nun erfahren hunderttausende Chinesen die Geschichte im Web. Bis zu 600.000 (!) Leser hat Wang auf seiner Blog-Site.
Vor wenigen Tagen hat die chinesische Regierung neue drakonische Internet-Gesetzte erlassen um auch noch die letzten Schlupflöcher freier und demokratischer Meinungsäußerung zu unterbinden. Schon geringe Verstöße werden mit saftigen Geld- und Haftstrafen geahndet. Jahrelang agierten die kommunistischen Internetkontrolleure auf der Basis der alten Gesetzte – die nach Willkür ausgelegt werden - gegen „staatsfeindliche Nachrichten“. Die elf neuen Verordnungen sollen eine Vereinheitlichung der Nachrichten und Informationen sichern. Angeblich abreiten hunderte Angestellte des Propagandaministeriums nur um die Inhalte von Internetportalen zu kontrollieren. Sechzig Internetaktivisten, darunter auch Blogger wurden in den Monaten wegen Verbreitung „staatfeindlicher Nachrichten ins Gefängnis gesteckt. Wang ist sich des Risikos bewusst, allerdings meint er „Seine Wut ist größer als die Angst erwischt zu werden. Nach den neuen Verordnungen müssen Blogger-Plattformen, wenn sie im Netz Beiträge verbreiten als Medienorganisation registrieren lassen. Wer Gerüchte verbreitet, zu Demonstrationen aufruft oder in welcher Art auch immer die staatliche Sicherheit gefährdet macht sich strafbar. Die Machtzentrale möchte vor allem Bloggern den Maulkorb aufsetzten und sie einschüchtern. Viele haben Angst ihre Meinung weiterhin offen im Netz zu verbreiten und geben auf.
Beim Bloggen bin ich ein freier Mensch und habe Spaß, meint Wang. Das Volk will eine Stimme und es ist gerade dabei sich zu erheben, sagt eine Vorstandsmitarbeiterin von sohu.com. Ihren Namen gibt sie aus Angst vor Repressalien nicht preis und meint weiter „die Chinesen gewöhnen sich gerade daran, sich im Internet zu erheben. Ich bin skeptisch ob die Regierung diesen Prozess noch stoppen kann. Inwieweit eine Zensur gelingen kann und ob die staatlichen Nachrichten die einzige Informationsquelle bleibt abzuwarten. Wang und seine Freunde zu denen der Chefredakteur den Internetportals gehört sind sich einig SINA.com: darüber, dass die Mächtigen im Bloggen eine Gefahr sehen. Anders als im Westen, wo in erster Linie nur Laien bloggen, sind es in China Journalisten und Schriftsteller. Der kritische Blogger im Land des Lächelns bewegt sich an einer gefährlichen Grenze für die Freiheit der Meinungsäußerung und einer unzensierten Berichterstattung.
Und wir? Können wir unseren Kollegen helfen oder wollen wir weiterhin gefällig billige chinesische T-Shirts, Unterwäsche und Socken bei Tchibo kaufen?
Quellen: NZZ, Die Zeit, sina.com; Foto: sina.com in english;
Vor wenigen Tagen hat die chinesische Regierung neue drakonische Internet-Gesetzte erlassen um auch noch die letzten Schlupflöcher freier und demokratischer Meinungsäußerung zu unterbinden. Schon geringe Verstöße werden mit saftigen Geld- und Haftstrafen geahndet. Jahrelang agierten die kommunistischen Internetkontrolleure auf der Basis der alten Gesetzte – die nach Willkür ausgelegt werden - gegen „staatsfeindliche Nachrichten“. Die elf neuen Verordnungen sollen eine Vereinheitlichung der Nachrichten und Informationen sichern. Angeblich abreiten hunderte Angestellte des Propagandaministeriums nur um die Inhalte von Internetportalen zu kontrollieren. Sechzig Internetaktivisten, darunter auch Blogger wurden in den Monaten wegen Verbreitung „staatfeindlicher Nachrichten ins Gefängnis gesteckt. Wang ist sich des Risikos bewusst, allerdings meint er „Seine Wut ist größer als die Angst erwischt zu werden. Nach den neuen Verordnungen müssen Blogger-Plattformen, wenn sie im Netz Beiträge verbreiten als Medienorganisation registrieren lassen. Wer Gerüchte verbreitet, zu Demonstrationen aufruft oder in welcher Art auch immer die staatliche Sicherheit gefährdet macht sich strafbar. Die Machtzentrale möchte vor allem Bloggern den Maulkorb aufsetzten und sie einschüchtern. Viele haben Angst ihre Meinung weiterhin offen im Netz zu verbreiten und geben auf.
Beim Bloggen bin ich ein freier Mensch und habe Spaß, meint Wang. Das Volk will eine Stimme und es ist gerade dabei sich zu erheben, sagt eine Vorstandsmitarbeiterin von sohu.com. Ihren Namen gibt sie aus Angst vor Repressalien nicht preis und meint weiter „die Chinesen gewöhnen sich gerade daran, sich im Internet zu erheben. Ich bin skeptisch ob die Regierung diesen Prozess noch stoppen kann. Inwieweit eine Zensur gelingen kann und ob die staatlichen Nachrichten die einzige Informationsquelle bleibt abzuwarten. Wang und seine Freunde zu denen der Chefredakteur den Internetportals gehört sind sich einig SINA.com: darüber, dass die Mächtigen im Bloggen eine Gefahr sehen. Anders als im Westen, wo in erster Linie nur Laien bloggen, sind es in China Journalisten und Schriftsteller. Der kritische Blogger im Land des Lächelns bewegt sich an einer gefährlichen Grenze für die Freiheit der Meinungsäußerung und einer unzensierten Berichterstattung.
Und wir? Können wir unseren Kollegen helfen oder wollen wir weiterhin gefällig billige chinesische T-Shirts, Unterwäsche und Socken bei Tchibo kaufen?
Quellen: NZZ, Die Zeit, sina.com; Foto: sina.com in english;
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