Mittwoch, 14. Dezember 2005
Basar, das ganze Jahr!
Als ich vor zwei Jahren angefangen habe, Kunden über den volkswirtschaftlichen Nachteil von „billigem“ Kaufen zu überzeugen, waren nur betretene, verständnislose Gesichter die Antwort. Irgendwann hab ich es aufgegeben, einerseits wollte ich nicht zum Besserwisser deklariert werden und zum Zweiten, Geiz ist Philosophie geworden. Außerdem frage ich mich warum Otto-Normalverbraucher nicht auch eine egozentrische Haltung zum vermeintlich eigenen Wohl einnehmen soll, zumal die großen Konzerne und AGs – die Arbeitgeber es unter dem Mantel der Gewinnmaximierung vormachen.

Was kostet der Geiz eigentlich wirklich? Dieses Verhalten hat tausenden Menschen den Arbeitsplatz gekostet und wird weiterhin nicht besser werden. Tausende vom kleinen bis mittleren Handelsbetrieben haben ihre Pforten geschlossen und teils mit sehr hohen Verlusten. Die Hersteller konzentrieren ihre Produktion auf das Sortiment, dass sich sicher absetzten lässt und billig produziert werden kann. In der Produktion sind die Arbeitsplätze europaweit verschwunden. Ein Beispiel, in der Polstermöbel – Hochburg in Franken haben in den letzten Jahren mehr als ein Drittel der Hersteller aufgegeben. Unternehmen, die bis vor drei Jahren Begriffe von Qualität und Langlebigkeit waren haben den Preiskrieg nicht überstanden. Die Billigproduktionen sind teils die Folge und nicht der Grund allein. Stattdessen haben wir eine Konzentration von Shopping- Centern auf der grünen Wiese, die Waren günstigst anbieten und mit sagenhafter Reklame eine Preisreduktion nach der anderen ankündigen. Billig, billiger, am billigsten und schon laufen Hunderte kopflos zum Auto, verfahren den teuren Sprit (ohne Nachlass getankt), stellen sich im Stau hinten an und sind voller Vorfreude auf das Schnäppchen. Die Bedauernswerten! Keiner von diesen Geizgeilen merkt dass er geblendet wird. Die „verbilligt“ angebotene Ware hat noch immer einen gesunden Aufschlag, und jede Zusatzleistung wird berechnet. Den „Verlust“ zahlt der Lieferant, der wiederum eine neue Maschine anschafft und einige Arbeiter entlässt.

Der Händler um Eck den es früher noch gab, hat bis zu fünf Prozent nachgelassen und dafür das Produkt erklärt, kostenlos nach Hause geliefert und montiert, bei Garantiefällen und danach war er für den Kunden da und hat geholfen. Natürlich hat der Fernseher oder der Kleiderschrank mehr gekostet aber es wurden auch Leistungen dafür geboten. Seien sie versichert, werter Leser, Reich ist dabei keiner geworden. Die aussterbende Gattung der Einzelhändler hat seine Angestellten, die Miete, die Gewerbesteuer, Steuer bezahlt den Jugendklub der Fußballmannschaft, den Kulturverein und so weiter gesponsert. Der Händler konnte nicht zum Vermieter gehen und um Aufschub bitten oder seinen Angestellten das Gehalt drücken, die Leute entlassen und schließen war und ist der einzige Ausweg. Jeder Einzelne von uns trägt täglich seinen Teil dazu bei, dass Arbeitsplätze verschwinden und die Auswahl an Produkten geringer wird. Das Heulen um einen verlorenen Arbeitsplatz ist verständlich, aber es sind nicht die kleinen und mittleren Unternehmen die, die Schuld tragen. Durch den Geiz sättigen wir die Gier der großen Konzerne und Aktiengesellschaften und beklagen uns über geringere Löhne und Leistungen und deren krackenähnliche Ausbreitung.

Es wundert mich das bei den Energiekosten oder beim Sprit nicht soviel gebrummt und gehandelt wird wie beim Kauf anderer Waren. Wer regt sich wirklich über die Kosten eines Girokontos auf oder fährt nicht aus der Haut wenn er für die Überziehung des Kontos 13% Zinsen zahlen muss, obwohl ein monatliches Einkommen sicher ist?

Wenn Sie das nächste Mal unrealistisch mit einem Einzelhändler um den Preis feilschen, behalten Sie bitte im Hinterkopf dass es auch Ihren Job kosten könnte und auf der grünen Wiese die nächste Shopping-mall entstehen wird Verstehen sie mich nicht falsch, ich wettere gegen die zur Moral gewordene Praxis des Drückens und Erpressens im kleinen ebenso wie gegen die Raffgier und das unsoziale Verhalten der Großen.

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