Samstag, 19. August 2006
Wien Blick
Wenn man morgens kurz vor fünf, das Licht ist schon wieder gräulich um diese Jahreszeit, innen drin und draußen verbreitet sich die erste Ahnung des Herbstes, von der Westautobahn durch den Wienerwald, an Pressbaum vorbei Richtung Wien fährt, kann man sich die Größe der Stadt nicht vorstellen. Keine Einkaufszentren, keine in den Himmel ragenden Stahlskelette mit grell leuchtenden Werbeschildern, hie und da ein Plakat an der Autobahn das einen ahnen lässt, die Stadt feiert mit Mozart sich selbst. Grüner Wald bis nach einer leichten Linkskurve die ersten Häuser auf einem Hügel sichtbar werden. Es könnte auch ein größeres Dorf oder eine kleine Stadt entlang gestreckt hinter dem abrupten Ende der Autobahn liegen. Wenn da nicht das Schild WIEN wäre. Links vom Fluss der dieser Stadt den Namen gegeben hat und in dessen ausgebautem Beet man ungesehen, anonym sollte es die Situation erfordern, auch Hand in Hand mit dem oder einem „Gspusi“, entlang flanieren kann, in dämmrigen Nischen sich sehr nahe kommt. Fluss, es ist keiner eher ein Bach der manchmal und sehr schnell anschwellen kann wenn über dem sudwestlichen Teil des Wienerwalds der himmlische Wasserhahn zu weit aufgedreht ist. So manch zwielichtige Figur vertraute schon auf die Kraft des Wassers und entledigte sich so unliebsamer Mitwisser, Gefährten und Nebenbuhler, der Fluss schwieg und trug seine Last unter dem Naschmarkt hindurch bis ihn das Tageslicht oder nächtens die Parkbeleuchtung im Stadtpark wieder erreicht und er sich kurze Zeit später, wieder überbaut neben der Urania in den Donaukanal ergießt. Der geigende Johann-Strauss- Sohn, gülden im Elisionbogen hat es nicht gesehen, sieht nie was, zu eitel und stolz, wie auch wenn er ständig umlagert und fotografiert wird.

Als Fremder oder Besucher fährt man um fünf Uhr morgens den Wiener Mehlspeisen-Zuckerguss erwartend den Fluss lang von Ampel zu Ampel, nahezu beschleicht einem das Gefühl dass diese kaum einige Meter davor angerollt, absichtlich auf Rot schalten, man ist versucht einen Sensor ausfindig zu machen, oder fährt schneller um den ständigen Rot-Rhythmus zu entgehen, plötzlich blitzt es und nun ist es klar das man einen Beitrag in die Stadtkasse geleistet hat. Bis auf den „Gürtel“ ist das Ampelschaltsystem nicht durchschaubar, sich fügen ist einfach billiger. Unzählige Rotlichter später, an der rechten Seite, vorausgesetzt ist Aufmerksamkeit und ein wenig Wiener-Stadt-Fahrgefühl hat sich eingestellt, taucht unvermittelt inmitten gelbgrauer Mauern das Tor zum Schloss Schönbrunn auf. Zu dieser Stunde sind die kunstvoll in Eisen geschmiedeten Tore geschlossen und der Platz vor dem Schloss ist leer. Hier beginnt für den Nichtwiener, also Wienbeschauer der erste Takt des kaiser-königlichen Einlull- Walzers vergangener Jahrhunderte, Sehnsucht nach der Les Affairs des Wiener Kongress und zum Clubbing böhmischer Zuckerbäcker und Brack Dance stoisch gelassner Kaffehausober.

Hat nun der Wienschauende, der G´scherte ungeübt im Wiener Schmäh, das Schönbrunner Schloss erblickt, kurz an Seine Erlauchte und verblichene Hochheit würdigend gedacht, geht es weiter an der rechten Wienzeile entlang ins Prospektgepriesene Wien. Am Naschmarkt, um Dreiviertel Sechs beginnt die Stadt zu erwachen, Die Buden werden mit frischen Waren befüllt, meist Obst und nicht selten ist zu beobachten wie ein streunender Hund seinen Hinterhaxen hebt und auf die offenen Paradeisersteigen pinkelt. Beim Bäcker kommen gerade die frischen Kipferln, Semmel und Topfengulatschen an, der Duft lässt an Parkplatz denken und eine Melange zu den Köstlichkeiten. Obwohl Wien(be)kenner über viele Jahre, genug jedenfalls um die Hälfte der Musen besucht und mindestens vier Konzerte (nicht schon wieder Mozart) pro Jahr belauscht zu haben, fehlt mir inzwischen die Raffinesse einen Parkplatz legal, Illegal in sekundenschnelle zu erspähen. Vorbei am Markt öffnet sich für einen kurzen Moment die Häuserreihe und gibt den Blick frei auf das goldene Krauthapp`l, wie liebevoll die Secession von den Einheimischen genannt wird. Blitzendes Gold gegen grauen Himmel. Zeuge großer Kunstzeiten und eklatanter Gegensätze von Aufbruch und Wehmut vergangener Epoche. Die Stadt ist voll gestopft bis unter die Plavone der Archive und Konservationsräume mit Kunst. Kunst an allen Orten, kaiserlich philosophische und postmonarchische bis zur Ultramodernen, emotional für Jenen dessen Auge sich daran erfreut.




Nun, lieber Besucher der Hauptstadt sind sie mitten drin, in einem unvorstellbar großen Reich eines Kaisers der halb Europa beherrschte, so sehr verliebt in Zepter und Kugel war das er vergessen hat zur rechten Zeit seinen ethnisch so unterschiedlichem Volk auf die Goschn zu schauen um dessen wahres Wollen zu erkennen. Museen erzählen die Geschichte, manchmal unterschiedlich aber beinahe immer kritiklos preisend, ich enthalte mich einer Meinung. Sie müssen selbst urteilen und beurteilen.

Die Türken haben in vergangenen Zeiten mitsamt Hofstaat manchmal Wien besucht und da sie ein höfliches Volk sind schlugen diese ihr Lager vor den Stadttoren auf. Zugegeben, ihre Absicht war nicht immer eine friedliche und brachte die Bürger schon mal in Bedrängnis, einmal so sehr das Johann III Sobieski, König von Polen einspringen musste um die Osmanen zu vertreiben. Jeder Krieg ist auch Kulturaustausch, vor mehr als 300 Jahren hinterließen die Angreifer dunkle und helle Bohnen, die Wien einen neuen Mythos bescherten, Kaffee. Kaffeehaus Wien, war die Adresse für viele Künstler, Intellektuelle, Lebemänner und Gigolos dieser Stadt. Kaffeehaus, das ist gesellschaftliches Treffen, Kommunikation und gesehen werden. In mancher Nische hört man Liebesschwüre oder Geschäftsverhandlungen. Für jede politische und gesellschaftliche Weltanschauung gab und gibt es die entsprechenden Kaffeehaüser, für die Reaktionären eben so wie für die Demokraten, für Linkslinke wie für die Bürgerlichen, für studentischen Underground und für die Noblesse. Kunst und Kultur traf oder trifft sich bei Melange und Buchteln, kritisiert Nichtanwesende und beweihräuchert sich selbst. Werter Wienbeschauer, nehmen sie sich Zeit zwischen Kunst und Kitsch, besuchen sie eines der alten Kaffehäuser, nicht unbedingt in der Innenstadt dort treffen sie nur ihre Landleute, draußen in den Bezirken innerhalb des Gürtels finden sie noch die Wiener Originale beim kleinen Braunen oder mittags bei einem Herrengoulasch mit Gebäck und einem kleinen Bier. Schweifen sie zurück in die letzten hundert Jahre, das ist dann ihr persönliches Wien, begleitet von einem wortkargen Ober in schwarzem Anzug und weißem Hemd.




Über diese Stadt gibt es tausend und eine Geschichte und ebenso viele Plätze. Hat man nach einigen Tagen sich selbst mit der Stadt überladen, kann vor ständigem Mozartgetue und Kaisergrab nicht mehr klar denken, steigen sie in die U-Bahn und fahren sie hinaus auf die andere Seite der Donau, genießen sie die Lobau und das „Gänsehäufel“, den Blick auf die neuarchitektonischen Himmelskonstruktionen, auf die bescheidenen Kabanen am Wasser der „Alten Donau“ und die Schanigärten am Ufer.



Impressionen: cimg10241 (JPG, 546 KB) cimg10381 (JPG, 673 KB) cimg1045 (JPG, 708 KB) cimg10661 (JPG, 568 KB) collage (jpg, 17 KB)

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Mittwoch, 12. Juli 2006
1 Jahr Blogger...
Manchmal, so nebenbei nach dem die Euphorie des Anfangs etwas verklungen ist stellt sich mir schon die Frage nach dem Sinn zu bloggen. Diese Sinnfrage hält mich aber auch nicht davon ab fast täglich bei blogger.de vorbei zu surfen und nachzusehen in den neuen Posts der beinahe vertrauten Kollegen, ein wenig ist es wie das Wohl- oder Unwohlbefinden einzelner Schreiber zu erkundigen.





Herzlichen Dank!

für die Glückwünsche

Die Einrichtung dieses Blogs war, ein um wenige Tage zu spät geliefertes Geburtstagsgeschenk, nur den wohlwollenden Schenker Axel K. kannte ich nicht. Das war noch zu einer Zeit als bei Blogger.de die Eintrittsmauern hoch standen. Ich will jetzt nicht diesem Zustand nachtrauern wie so mancher ehemalige DDR Bürger seinem Staat und will mich an dieser Stelle auch nicht darüber auslassen in welche Richtung das Niveau gegangen ist. Bloggfreiheit für Alle – und wenn es schon so sein muss dann auch in dieser Gemeinde…

Für einen Charakter wie mich ist Bloggen schon eine feine Sache, wo sonst kann ich meine welterklärende und teils auch besserwisserische Weltsicht leichter unters Volk bringen? Nicht nur das, es gibt sogar Leute die Kommentare dazu schreiben! In den anfänglichen Bloggerfleiß bis in die späte Nacht stellten sich auch sehr schnell Interbeziehungsdifferenzen auf der Ebene postulierter Vernachlässigung heraus. Jeder Blogger weiß in welchem Konflikt man/frau damit steckt. Wenn der Blogger selbst das Gefühl hat nur einige Minuten im Netz zu sein, ob nun postend oder auf Kommentare wartend, auch diese beantwortend, bekommt man die Stundenanzahl der vermeintlichen „Einsamkeit“ vorgerechnet. Nicht selten zu Recht. Eines habe ich durch das Bloggen gelernt, Stunden, Minuten, Zeit sind fiktive Größen und mathematisch nicht belegbar.

Irgendwann lernt der Blogger seine wichtige Tätigkeit, beinahe Lebensaufgabe in Zwischenzeiten zu verlegen, einerseits wegen des Beziehungsglücks und zum anderen bin ich ein Mensch der Stress dort aus dem Weg geht wo er zweitrangig ist. Dann kommt so ein Tag an den Anfangs kein Blogger gedacht hat. Ein Morgen bricht an nach einem Bloggeralptraum dessen Inhalt vermittelt hat das kein Mensch deine Beiträge ließt. Schweißgebadet rotieren erstmal die Gedanken um nach eventuellen Fehlern zu suchen, die sich ohne zu Bemerken eingeschlichen haben. Der nächste Schritt, es ist noch dunkle stille Nacht, aus dem Bett ins Arbeitszimmer die frisierte Dell - Maschine mit vier Hochleistungslaufwerken anwerfen, zittrige Finger tippen sich ins T-Online Netz, der Ventilator zur Kühlung surrt erbärmlich und Feinstaubfilter vor dem Lufteinzugsloch übernehmen die Arbeit des Staubsaugers. Login vertippt, zweiter Versuch, Referrer anklicken, Erleichterung breitet sich aus, dem Alptraum ein Schnippchen geschlagen! Unbemerkt steht in der Tür der blanke Vorwurf mit wutentbrannten Augen, wortlos verschwindet die Mahnung wieder und zurück bleibt der fahle Geschmack das man sich irgendwie zu weit in diese fiktive Welt eingelassen hat. Gelernte Fragen nach einem typischen Suchtverhalten rattern im Hirn und alle Antworten lauten "NEIN-ich-kann-noch-aufhören" wohl wissend das es so nicht ist.

An einen solchen Zustand kann ich mich erinnern wenn ich an Bergsteigen ohne Seil und Sicherung oder an Gleitschirmfliegen denke, Adrenalin das treibt um es wieder und wieder zu erleben, dieses Erfolgsgefühl. In solchen Momenten ist es dringlich einen Plan aufzustellen, Blogfreie Zeiten einhalten und die Zahl der geglaubt wichtigen Blogs die zu lesen sind einzuschränken. Zwei, drei Wochen durchgehalten stellt sich zum ersten Mal vernünftigerweise die Frage nach dem Sinn. Ab diesem Moment begann das Bloggen für mich kontrollierbar, überschaubar zu werden und die Posts entsprechen meinen Beweggründen – auch die in der „Religionsfreiheit“. Aufhören? Nein, es gibt das draußen Menschen die Blogger und keine Blogger sind und auf meine Beiträge warten, gerne lesen und sich auch bedanken. DANKE an Alle!

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Montag, 2. Januar 2006
Psychische Leiden der Europäer
Jeder vierte Europäer (27%) leidet temporär oder ständig an Depression, bipolare Störungen, Schizophrenie, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Sozialphobie, Panikstörungen, generalisierte Angst, Zwangsstörungen, somatoforme Störungen oder Demenz besagt eine veröffentlichte Meta-Studie in der „European Neuropsychopharmacology“. Das Langzeitrisiko liegt bei mehr als 50% der Betroffenen. Am häufigsten sind Angststörungen, Substanzstörungen und somatoforme Störungen. Lediglich 26% aus dieser Gruppe erhielten irgendeine und noch weniger eine adäquate Behandlung. Unbehandelt verlaufen viele psychische Störungen chronisch mit zunehmenden Komplikationen. Die Kosten, die aus diesen Erkrankungen entstehen verursachen nach Schätzungen der europäischen Union drei bis vier Prozent des Bruttosozialprodukts. Die Kosten entstehen in erster Linie durch Produktivitätsverluste. Psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache von Frühberentungen.

Die Mehrheit der psychischen Störungen manifestiert sich in der Kindheit und Adoleszenz. Hier werden die Weichen für eine lebenslange Leidensgeschichte gestellt. Frauen haben ein höheres Risiko, an psychischen Störungen wie Angst, Depression und somatoformen Störungen zu erkranken als Männer. Männer sind eher anfällig bei Substanz- abhängigkeiten (hier in erster Linie Alkohol), bei Psychosen und bipolaren Störungen. Frauen erkranken überwiegend im gebärfähigen Alter. Nicht klar ist ob sich diese Tatsache auf die Kinder auswirkt und in welchem Ausmaß.

In den nächsten Wochen wird die Studie von Dr. Frank Jacobi (Technische Universität Dresden) und Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen vorgestellt. In dieser Veröffentlichung wurden 27 Studien mit mehr als 150 000 Teilnehmern ausgewertet. Interessant erschein das eine „reine Depression“ oder eine „reine Panikstörung“ äußerst selten auftreten. Die häufigsten Muster des Krankheitsverlaufes sind nach Angaben der Studie, früh auftretende Angststörungen, an die sich im weiteren Verlauf oft somatoforme Störungen, Sucht- und depressive Erkrankungen anschließen.

Eine weitere, im Herbst 2005 erschiene Studie von Schweizer Instituten sieht zukünftig eine Zunahme der Burnout Erkrankungen. Bereits heute ist ein großer Prozentsatz der Krankenmeldungen auf diese Erkrankung zurück zuführen. Wie bei vielen der psychischen Erkrankungen kann bei einer adäquaten Behandlung im frühen Stadium langfristig eine Verbesserung und Milderung erreicht werden.

Quelle und Zitate: Deutsches Ärzteblatt 51/52 2005

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Donnerstag, 22. Dezember 2005
Stille Zeit Stille Gedanken
…nichts ist Still in dieser Zeit, nicht mal die Gedanken.

Als Blogger läuft einem ja kaum etwas über den Weg oder vor die Augen das nicht auch unter dem Gesichtspunkt der Verwertung gesehen und gehört wird. Je nach persönlicher Vorliebe wird die Täglichkeit der Ereignisse gedanklich vornotiert und überlegt – verwurstet. So kann ein Blick, ein Gefühl oder ein Lächeln den Weg in die unendlichen Weiten der virtuellen Welt finden und Lesenderweise aufgefangen – nun befreit - weiter verbreiten in den realen Denkmaschinen der Menschen. Es verlässt uns nicht die Hoffnung das die Worte und Bilder, anonym aber mit Hingabe auf dem Umweg von Kabeln, Drähten oder elektromagnetischen Wellen auf jemanden treffen, bei dem auch ein Nachdenken, ein Schmunzeln oder Interesse wecken.

Unvermittelt, in Gedanken versunken läuft man durch Buchhandlungen, sieht und liest in den neuesten Ausgaben auf dem Tresen oder in den Regalen, das Interesse steigt bei manchen Buchtiteln und andere halten nicht was der farbige Umschlag verspricht. In der Abteilung Lebenshilfe und gute Ratschläge (die niemand braucht) tummeln sich immer eine Menge Menschen, es sind zwar weniger als in der Abteilung Erotik und Beziehungen aber dafür werden hier weniger die Bilder betrachtet als auf den Inhalt geachtet.

Ein flüchtiger Blick entlang der Bücherreihe die auf der Ablage liegt, ungeordnet da System in Zeiten der Geschenkwut nebensächlich ist, fällt ein Wort auf - „Hirnwichser“! Gedanken rattern, erklären und fragen „…ist es letztendlich nicht wirklich Hirnwichserei was du da machst, diesen Versuch die Welt aus deiner Sicht zu erklären“?



Wünsche allen Lesern und Besuchern dieser Site schöne Festtage, gutes Essen, trinkbaren Wein und genießende Gedanken!

Euer Nicodemus

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Mittwoch, 26. Oktober 2005
Arithmetik der Kriege
Kanada, Schweden, Norwegen, Schweiz und Großbritannien finanzierten die an der Unversity of British Columbia in Vancouver durch geführte Studie mit dem Titel „Menschliche Sicherheit“ über bewaffnete Konflikte, Völkermord und Menschenrechtsverletzungen. Demnach sind seit dem Ende des kalten Krieges die kriegerischen Auseinandersetzungen rückläufig. Im Gegensatz zu den großen Konflikten in den Fünfzigern, sechziger und siebziger Jahre sind in den letzten dreißig Jahren die Kriege eher „klein“. Starben 1950 pro bewaffneter Auseinandersetzung noch durchschnittlich 37.000 Menschen, so waren es vor drei Jahren ca. 600. Seit 1992 gingen die Konflikte um 40 Prozent zurück. Die tödlichsten unter ihnen mit mehr als 1000 Toten sind um 80 Prozent rückläufig. Die internationalen Krisen, die zu Kriegsentwicklung führten sanken zwischen 1981 und 2001 um 70 Prozent. Um 80 Prozent vermindert wurden ethnische Säuberungen und Massenmorde aus politischen Gründen, trotz des Genozids in Rwanda 1994 und Srebrenica 1997.

Der Krieg in Irak ist eine Ausnahme. Der 2003 begonnene Konflikt war schnell vorbei und hat eine relativ geringe Opferzahl zu verzeichnen. In der darauf folgenden und noch anhaltenden Welle der Gewalt, seinerzeit durch Husseins Anhänger und heute durch den „Bürgerkrieg“ sind inzwischen Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen.

Weltweit sind im Moment 60 Kriege zu verzeichnen, darunter die anhaltende Gewalt im Irak und in der westsudanesischen Provinz Darfur. Der internationale Terrorismus hat in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt weniger als tausend Opfer per Anno zu verzeichnen.

Einerseits hat die UNO einen bedeutsamen Beitrag zur Konfliktbeseitigung beigetragen und andererseits wird aus wirtschaftlichen und handelpolitischen Gründen auf Eskalationen zwischen den einzelnen „kleineren“ Konfliktparteien verzichtet. Am gefährdeten sind allerdings die armen Staaten wie zum Beispiel die abgespaltenen Länder der ehemaligen Sowjetunion. Einige dieser Staaten sind weder strategisch noch energiepolitisch interessant und die internationalen Bemühungen zu Verhinderung von bewaffneten Auseinandersetzungen sind sehr gering. Die Gefahr von Kriegen bleibt weiterhin bestehen betont Andrew Mack, Leiter der Studie, die eine Zeit von drei Jahren in Anspruch nahm.

Quellen: ap New yYork, Unversity of British Columbia in Vancouver

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Montag, 24. Oktober 2005
Buchmesse 2005
hat ihre Tore geschlossen.
Zwei Tage Buchmesse und man schleppt sich träge und überfordert vom Messegelände, ist heilfroh draußen zu sein und einer der Vielen mit einer „Langenscheidt“ Tasche über der Schulter. Hunderttausend neue Titel, hunderttausend Menschen, manche wichtig, viele tun so als ob, lächelnde Verleger, ernste Autoren und alle wissend und kulturell bedeutsam. Nach einem halben Tag vergisst du die hunderten Buchbesprechungen im Vorfeld und lässt dich treiben von einer Halle in die nächste. Der Spiegel, Focus, die Zeit, Taz, Frankfurter Allgemeine haben wichtige Leute eingeladen zu Podiumsdiskussionen. Das Publikum bleibt kurz stehen, hört den Vortragenden zu, entdeckt einen Gang weiter dass es irgendwie interessanter ist und verschwindet wieder. Bei den Massen die sich durch die Gänge wälzen ist man gezwungen jede Pisastudie als Hohn an der Nation abzuwerten und Deutschland als das Land der Leser und Denker zu titulieren. Genauer darf das Geschehen allerdings nicht betrachtet werden. Die meisten Besucher bleiben bei den Kochbüchern und Softpornoverlegern, sowie bei dem Geschenke verteilenden Ausstellern stehen und schlagen sich beinahe darum in den Büchern leicht bis gar nicht bekleidete Mädels und Jungs mit den Augen aufzusaugen. Andere, vorwiegend Frauen um die dreißig bis - na Ja - sagen wir älter haben Maggi und Knorr satt. In ihren Blicken entfacht ein Feuer wie Tim Melzers Chilieintopf oder die scharfpikante Dr. Oetker Gemüsesuppe.

Anstelle vom Klugem und der hundertsten Wiederholung irgendwelches geistigen Höhenflugs der Autoren und Verleger - einige, hoffentlich nicht so typische Bilder

















Korea war dieses Jahr Gastland der Buchmesse.
Als Attraktion bot das Land die Einführung in die jahrtausende alte koreanische Buchdruckkunst.







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Montag, 3. Oktober 2005
Sonntagskinder-Geburtenrate weiter im Sinken
Der Biologe Alexander Lerchl von der International University of Bremen (?) hat in den vergangenen Jahren über 700.000 Geburten in Nordrhein-Westfahlen analysiert. Ergebnisvergleich zu den Jahren zwischen 1900 und 1950 ergab, es wurden 5% mehr Kinder an Sonntagen geboren als an jedem anderen Wochentag. Lerchl vermutet, dass es früher sonntags ruhiger war und die Frauen sich für die Geburt entspannen konnten. Die Zahlen von Heute besagen, dass freitags die meisten Kinder zur Welt kommen und sonntags rund ein Drittel weniger.

Bevor Sie lange überlegen warum dieser Wandel sich vollzog. Die Ärzte arbeiten samstags und sonntags nur im Bereitschaftsdienst und jedem Krankenhaus bringt ein Kaiserschnitt mehr als das zehnfache einer normalen Geburt. Alle, nur ansatzweise komplizierten Geburten werden noch schnell am Freitag erledigt. Tja, und was ist Bitte keine schwere Geburt??

aus FR am Wochenende Nr.229

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Samstag, 24. September 2005
ORANGE!
Bewusst habe ich ORANGE als Werbefarbe das erste Mal vor drei Jahren in einer norditalienischen Boutique entdeckt. Das einzige Stück, dass ich da gekauft habe waren Manschettenknöpfe. Nicht das die Knöpfe so toll waren, sie waren nur teuer aber ich wollte eine dieser orangegrauen Papiertüten. Ein wunderschönes Orange mit zartgrauer Aufschrift, eine wundersame Symbiose und perfekt bis ins kleinste Detail. Die Tüte ist leider durch den Wechsel der Reinigungshilfe verschwunden. Sie erkannte die Heiligkeit der Kombination leider nicht.

Dieses wunderbare ORANGE musste in den letzten Monaten für die umstrittene orange Revolution: in der Ukraine hinhalten.



Von der österreichischen Partei Bündnis Zukunft Österreich: unter der Führung des ultra Rechten Polemikers Jörg Heider wird diese Mischung aus gelbrot missbraucht. Gut dieser Mann hat sich von dunkelbraun über Blau zu etwas Leuchtendem hoch polemisiert. Aber muss es wirklich ORANGE sein. Nun haben wir auch noch Angie, die diese Farbe anschwärzt.



Wird ORANGE etwa zu einer Parteifarbe mit noch nicht feststehender politischer Position zwischen dunkelbraun und finsterschwarz??

Die schöne orange Site von der Kollengin b.l.u.b. hat ab heute die Farbe gewechselt, hin zum Grasgrün. Ob Sie die Nase auch voll hat von den geschundenen ORANGE?

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Montag, 18. Juli 2005
schöne, heile Konsumwelt...
Was wurde vor einigen Jahren – zur Zeiten Kohls CDU - dem Konsumenten alles versprochen? Ein wahrer Himmel an Konsumgütern zu niedrigsten Preisen. Einkaufen bis 20:00 Uhr abends und teils auch noch am Wochenende. Schöne, Heile Konsumwelt!
Wie sieht heute der „freie“ Markt aus?? Neben den hohen Mobile-Telefonkosten und Energiekosten (das nicht nur wegen der ÖKO Steuer), sind die Lebensmittelpreise scheinbar sehr moderat geblieben. Aber zu welchem Preis? Egal, wo man seine Milch oder Eier, Wurst und Toast holt, überall hat man die gleiche Auswahl an Produkten. Wenige Marken und Hersteller dominieren den Markt und die Auswahl bleibt grob gesagt zwischen Maggi und Knorr, Erlenhof und Weihenstephan, Loreal und Coka Cola. Diese Reihe lässt sich beliebig fortsetzten. Die Preise sind durch die Großabnehmer der Rewe- und Metrogruppen diktiert und die Wirtschaftlichkeit der Nischenproduzenten und kleineren Märkte ist nahezu gegen null. Diese „Macht“ der Handelsketten machen auch den Herstellern zu schaffen, nicht nur die Preise werden vorgegeben und damit das Angebot „reduziert“, um rentable zu bleiben muss noch mehr produziert werden und das möglichst im billigerem Ausland. Von dort wird die Ware mit teurem Diesel und einem unterbezahltem Fahrer in die heimischen Läden gekarrt, wo sie von Billigstkräften einsortiert und der breiten Masse an Hausfrauen die Ihre billige Arbeitskraft zur Verfügung stellen, kassiert. Eine markstrategische Effizienz kann nur für einen gelten – hier für die Märkte und nicht für den Konsumenten.

Dann steht man an der Supermarktkasse den Wagen vor sich her schiebend, beobachtet die Leute an der Kasse und wundert sich, wie viele kurz vor der Kasse oder direkt bei der Kassiererin Waren wieder ablegen um die Rechnung günstiger zu halten.

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