Donnerstag, 7. August 2008
Ein totes Pferd reiten...
Eine Weisheit der Dakota-Indianer besagt: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!”

Hört sich doch so simpel an, oder? Aber statt vom toten Pferd abzusteigen wurden in unserem beruflichen Leben viele Methoden und Strategien - zum Teil bis zur Perfektion - entwickelt, um dem Unausweichlichen doch ausweichen zu können. Kommt Euch die eine oder andere der folgenden Strategien vielleicht bekannt vor?

Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
Wir sagen: „So haben wir das Pferd schon immer geritten”.
Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
Wir bilden eine Task-Force, um das Pferd wiederzubeleben.
Wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
Wir schieben eine Trainingseinheit ein um besser reiten zu können.
Wir stellen Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an.
Wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.
Wir schirren mehrere tote Pferde gemeinsam an, damit wir schneller werden.
Wir erklären: „Kein Pferd kann so tot sein, das wir es nicht mehr reiten können.”
Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere Pferde gibt.
Wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist als andere Pferde.
Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung von toten Pferden zu finden.
Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
Wir vergrößern den Verantwortungsbereich für tote Pferde.
Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
Wir erstellen eine Präsentation in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
Wir strukturieren um damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.

Eine Weisheit die überlegenswert scheint...

Quelle: http://www.poeschel.net/vermischtes/pferd.php>

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Dienstag, 24. Januar 2006
Wer ist Deutschland?
Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich stark die Reaktionen auf berührende Themen in der Blog-Welt sind. Während auf der „Strasse“ sich kein Mensch mehr um den millionenteuren Slogan „Du bist Deutschland“ kümmert oder ihn diskutiert, treibt dieses Thema doch immer wieder neue Blüten in der Szene der Blog-Stammtisch-Gemeinden. Geradezu als ob es überlebenswichtig wäre, den unheilvollen Geist aus dem Dorf zu treiben ohne dabei genau zu wissen, welches Ritual das wirkungsvolle wäre. Anfangs haben sich noch Photoshop-Amateure an die einzelnen Bilder gemacht und in ihrem geistigen Horizont eine neue Definition erarbeitet und veröffentlicht. Es gab auch Mahner, die den Satz als Wiederholung einer nationalsozialistischen Propaganda sahen und wenn nur die Worte im neonazistischen Umfeld beachtet werden, so mit Recht. Inzwischen bewerfen sich manche Blogger verbal mal besser, mal der Sprache nicht mächtig mit Satzklumpen und Erklärungen, die nicht nur an der Thematik vorbeigehen, vielmehr zeigen, dass kaum einer darüber nachgedacht hat bzw. was für Bilder der Gesellschaft der Slogan hochgebracht hat. Gut, viele der Attacken gegen Andersmeinende stehen auch nur im Netz, um die Besucherzahlen zu erhöhen und sich daran zu ergötzen.

„Du bist Deutschland!“ – im Zusammenhang mit dem, was es bewirken sollte, ist es ein kurzer und prägnanter Satz. Zusammen den „Karren“ aus der Lethargie ziehen; gemeinsam einen Schritt weiter zu gehen; zeigen, dass es noch Andere gibt, die auch den Versuch unternehmen, ein Land – Deutschland – wieder in eine gute Position zu bringen. „…ein Flügelschlag eines Schmetterlings…..löst einen Hurrikan aus…“. Das diese Idee in weiten Teilen der Bevölkerung keine Resonanz findet liegt nicht daran das es nicht verstanden wird oder der Wille dazu fehlt. Der Graffitisprayer, der den Gegensatz „Ich nix Deutschland Ich harz 4 bekome“ auf eine Parkuhr gesprüht hat, oder der Klarstellende „Ich bin nicht Deutschland - Ich bin Arbeiter“ mit dickem rotem Marker auf die einzig freie Stelle an der Litfasssäule fein säuberlich geschrieben hat, ist nicht prinzipiell ein Gegner einer wirtschaftlichen Veränderung der Gemeinschaft, vielmehr ist er ein Betroffener der fehlenden Gemeinsamkeit. Beinahe unmöglich erscheint der Wunsch – „zusammen schaffen wir es“ – umsetzbar.

Beachtet und beobachtet man die Mentalität des einzelnen Deutschen so wird sehr schnell klar, dass jeder weiterhin seine Suppe kochen möchte und soziale Gemeinsamkeit nur dann für sich beansprucht wird, wenn es um schwierige Lebenssituationen geht. Solange die Einstellung sich darauf zentriert, “Ich muss aufpassen, damit mein KollegInnen nicht besser sind oder beim Chef ein höheres Ansehen genießen, damit ich meinen Job nicht verliere“ oder „mein Nachbar fährt ein neues Auto oder hat eine neue Wohnung, meine Kinder müssen die schulischen Leistungen verbessern damit sie eine bessere Schule als die Kinder der Kollegen oder Nachbarn besuchen können“, gibt es kein WIR, nur ein mokieren über die Steuern und Sozialabgaben die zu entrichteten sind, um das „faule Pack“ durchzufüttern. Eine Gesellschaft, die je nach vorteiligem Bedarf ihr soziales Umfeld sucht, wird sich mit den Schattenseiten des Egoismus nicht beschäftigen, zu klar müsste der Einzelne erkennen, wie nahe er an einer Veränderung zum Schlechteren ist. „Ich habe einen Job, eine funktionierende Familie, eine Wohnung oder Haus und bin in meinem „Kreis“ anerkannt und die Verlierer meiner Haltung sind fern von mir bzw. dürfen mich nicht berühren“. In dieser ebay – Mentalität steckt der Versuch, das Begehrte an gesellschaftlichem und materiellem Ansehen billig und schnell zu bekommen, ohne auf die Mitbieter - also auch Begehrenden - zu achten. Wozu auch, denn ICH kenne DIE nicht und DIE sind letztendlich nur Konkurrenten um die schick gewordenen billigen Schnäppchen…drei, zwei, eins, MEINS! Vom Porschefahrer bis zum Hartz-IV-Empfänger ist ein weiter gesellschaftlicher Bogen gespannt, der die Gemeinschaft in Klassen aufteilt. Jede dieser Zugehörigkeiten oder Lebensstandartgruppen lebt, denkt und existiert so, als ob die Anderen nur Feindbilder sind die es zu bekämpfen gilt. Hier geht es um Rentner, Studenten, Arbeiter, Konzernbosse, Manager ebenso wie Bankangestellte und Kranke die nicht miteinander für eine Verbesserung einstehen sondern sich mit gegenseitigen Vorwürfen von fehlender Solidarität bewerfen. Das Begreifen der sozialen Komplexität eines Staates wandelt sich zum linearen Egoismus, mit dem alle nur verlieren.

Mit der Entwicklung von einer sozialen Marktwirtschaft hin zum Neoliberalismus (in gedämpfter Form), ist auch der Gesellschaftsvertrag, der Deutschland einst an die Spitze der internationalen Weltwirtschaft gebracht hat, im Auflösen begriffen. Dieser Tatsache sehen viele mit Wut und Ohnmacht gegenüber. Wie die sprichwörtlichen Lemminge laufen wir dem Abbau des Gemeinschaftswohls in die Hände und bedenkenlos propagieren wir das neoliberale Credo Jeder gegen Jeden und keiner für Alle. Es geht nicht um eine gesellschaftliche Nivellierung, vielmehr aus dem Potential des Wissens, der Erfahrung, der humanen Ressourcen und auch des Kapitals gemeinsam den Versuch zu unternehmen aus der idiotischen Jammerei und dem Lamentieren heraus, neue Wege zu gehen. Deutschland muss seine Stärken erkennen und Kräfte mobilisieren, ein hauen und stechen West gegen Ost, Beschäftigte gegen Arbeitslose, Junge gegen Alte, Bürger gegen Politik ist der beste Weg nichts zu ändern und das System der Depression weiterhin in Schwung zu halten.

Wenn einige der Blogger große Energie aufwenden um Andersdenkende mit Wortkeulen niederzuknüppeln und außer lautem Primatengehabe nichts an Ideen hervorbringen so zeugt das von der beschriebenen Haltung. Bei keinem sind konstruktive Kritik oder Vorschläge zu Verbesserung zu finden. Wie anfangs erwähnt, wenn der Slogan auch kein Glücksgriff ist so zeigt er doch die Unfähigkeit mit dem Begriff „Gemeinsam“ umzugehen. Deutschland steckt nicht nur wirtschaftlich in Schwierigkeiten, auch die Seele Deutschland leidet unter der Depression.

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